Hallo Herr Hammesfahr, Sie sind das Gesicht einer der beliebtesten Kindersendungen im deutschen Fernsehen. Als Fritz Fuchs leben Sie mit Ihrem Hund Keks in einem Bauwagen und erklären Kindern in „Löwenzahn“ die Welt. Sind Sie wirklich so klug und so neugierig?
GUIDO HAMMESFAHR: (lacht) Zumindest eine gewisse Form der Neugier habe ich mir behalten. Und wie Fritz Fuchs bin auch ich ein Tüftler, wenngleich in etwas anderer Form. Tatsächlich habe ich mit ihm jede Menge Gemeinsamkeiten. Insofern teilen wir uns nicht nur die gleiche Konfektions- und Schuhgröße, sondern in dieser Figur steckt schon viel von mir.
Was ist da noch alles von Ihnen drin?
HAMMESFAHR: Neben der Neugier sicher auch die Empathie und die Hilfsbereitschaft. Auch ich versuche immer, nicht nur gegenüber der Umwelt aufmerksam zu sein, sondern auch gegenüber den Mitmenschen.
Die ZDF-Wissensendung feiert 45. Geburtstag. Was wünschen Sie sich zum Jubiläum?
HAMMESFAHR: Ich wünsche mir noch einige Abenteuer. Speziell das Thema „Weltraum“ würde mich noch interessieren und ich würde gerne auch das Segeln noch einmal genau unter die Lupe nehmen. Sich mit der Kraft des Windes fortzubewegen, ist ja in Zukunft sicher auch für die kommerzielle Schifffahrt interessant. Da lassen sich sehr viele Rohstoffe einsparen.
Apropos Segeln. Sie haben in einem früheren Interview gesagt, in einem Bauwagen könnten Sie sich nicht vorstellen zu leben, sehr wohl aber auf einem Segelboot. Stimmt das?
HAMMESFAHR: Ja. Ich bin tatsächlich passionierter Segler. Zwar habe ich auf meinem kleinen Boot weniger Komfort als im Bauwagen, aber ich bin wahnsinnig gerne auf dem Wasser.
Was ist das Tolle daran?
HAMMESFAHR: Dieser weite Horizont, der Himmel, das viele Licht. Und man entschleunigt sich beim Segeln auch sehr. Da ist man gezwungen, das Handy zur Seite zu legen. Und man bekommt so ein gesundes Empfinden für Geschwindigkeit und Zeit.
Am Donnerstag gibt es zum Geburtstag jedenfalls im ZDF einen „Löwenzahn-Tag“. Was erwartet die Zuschauer?
HAMMESFAHR: Es geht ja schon sehr früh los, ich glaube um 5.30 Uhr. Das ist ein großes Programm, von den Folgen aus Südafrika bis hin zum Regenbogen.
Sehen die Sendung neben den Kindern eigentlich auch Erwachsene?
HAMMESFAHR: Irgendwann wachsen die Kinder ja kurz raus. Aber ab dem Studium holen sich viele ein Stück Kindheit oder Familie beim Zuschauen zurück. Das Schöne an „Löwenzahn“ ist: Es geht immer gut aus.
Zusammen mit Ihrem Hund „Keks“ sind Sie Rätseln und Phänomen aus Natur, Umwelt und Technik auf der Spur. Sie Sie auch privat an solchen Themen interessiert?
HAMMESFAHR: Eine Sache wie das Segeln gehört dazu. Aber es sind auch die kleinen Dinge, die vor der Haustür passieren. Denen muss man auch ein bisschen Aufmerksamkeit geben. Das kann jeder gerne ausprobieren. Wenn man aufmerksam Straßenbahn oder Bahn fährt, dann sieht man erst einmal, dass alle nur ins Handy starren. Früher war eine Zugfahrt eine Reise, bei der man auch neue Leute kennenlernen konnte. Heute gucken alle aufs Smartphone. Mir ist es ein Anliegen, dass die Menschen da wieder aufmerksamer und offener werden.
Sie wurden 2006 Nachfolger von Peter Lustig als Löwenzahn-Moderator. Musste man sich da bewerben oder warum fiel die Wahl auf Sie?
HAMMESFAHR: Das war eine überraschende Sache. Ich wusste von dieser Stelle gar nichts, sondern habe damals von der Produktionsfirma einen Anruf bekommen, weil eine Casterin mich vorgeschlagen hat. Ich fand das interessant, musste dann aber trotzdem zwei Wochen überlegen, ob ich das wirklich machen will. Dass es so kam, war ein längerer Auswahlprozess. Das Casting war im Juni und das Ganze ging bis zum Herbst. Es waren drei Bewerber in der engeren Auswahl - und dann hat man Kinder in Kindergärten und Schulen befragt, wer es denn werden soll. Und die Kinder haben mich mehrheitlich gewählt. Deshalb fühle ich mich meinen Zuschauern auch sehr verbunden.
Die Sendung moderieren Sie - wie gesagt - unter dem Pseudonym „Fritz Fuchs“? Wie kam es zu diesen Namen?
HAMMESFAHR: Der Redaktion schien es orthografisch zu kompliziert meinen Nachnamen ins Spiel zu bringen. Ich bin aber damit ganz zufrieden, denn der Fritz Fuchs ist durch die Alliteration gut zu merken. Da fühle ich mich ganz wohl damit.
Werden Sie von Fans auf der Straße oft als „Fritz Fuchs“ erkannt?
HAMMESFAHR: Ja, aber es nicht ganz so häufig, wie man sich das vielleicht vorstellt. Dadurch, dass ich privat eine Brille trage, sehe ich dadurch auch etwas anders aus. Aber wenn Kinder mich erkennen, ist das immer eine freundschaftliche Sache. Kinder haben ja keinen Starkult, für sie bin ich der Typ von nebenan.
Fast alle „Löwenzahn“-Folgen werden am Bauwagen in Hennigsdorf bei Berlin gedreht oder in der näheren Umgebung. Sie sind ja damit praktisch ein Trendsetter der sogenannten Tiny-House-Bewegung, oder?
HAMMESFAHR: (lacht) Ich glaube, als das erfunden wurde, war der Begriff Tiny-House noch nicht so bekannt. Ich mag aber diese Reduktion auf das Wesentliche. Wenn sich der Mensch mehr klar darüber werden würde, was wichtig ist und was nicht, könnte er sich auf ganz wenige Dinge beschränken. Ich finde das eine schöne Sache. Ich mag es auch, wie wir den Bauwagen verändert haben, mit dem Wintergarten und dieser Fensterfront, um sozusagen die Augen nach draußen zu öffnen und so die Welt noch genauer sehen zu können.
Leben Sie privat auch so minimalistisch und naturnah?
HAMMESFAHR: Naturnah insofern, weil ich jede Minute nutze, um auf meinem kleinen Segelboot unterwegs zu sein. Ansonsten wohne ich ganz normal zur Miete – unauffällig und völlig unprätentiös.
Wenn Sie auf all Ihre “Löwenzahn”-Folgen zurückblicken – was waren für Sie die Schönsten?
HAMMESFAHR: Die Besondere Sendung war für mich die Folge „Demokratie“. Da habe ich nämlich das Buch selbst geschrieben. Dass ich eine Geschichte bekomme, das habe ich ja inzwischen über 250-mal erlebt, aber sich selber eine Geschichte auszudenken und die auch perfekt umsetzen zu können, das ist umwerfend.
Sie kommen ja vom Theater. Bleibt Ihnen neben „Löwenzahn“ auch Zeit für andere berufliche Projekte?
HAMMESFAHR: Ja, ich spiele im Winter parallel Theater. Ich war gerade bundesweit auf Tournee. Das Theater ist mir wichtig, weil man da eine unmittelbare Resonanz vom Publikum hat. Das gibt es bei ,Löwenzahn‘ nicht. Da dauert es von der Idee bis zur fertigen Sendung eineinhalb Jahre.
Sie waren ja vor Ihrem „Löwenzahn“-Start 2006 im „Ladykracher“-Team von Anke Engelke. Haben Sie die Entscheidung, da rauszugehen, jemals bereut?
HAMMESFAHR: (lacht) Es war keine aktive Entscheidung, dass ich rausgegangen bin. Denn Anke hat damals eine Late-Night-Show übernommen, da war dann ,Ladykracher‘ sowieso zu Ende. Als es dann weiterging, war ich schon bei ,Löwenzahn‘. Auffällig ist nur, dass die Erfolgsproduktionen alle mit dem Buchstaben L beginnen (er lacht). Ich bin gespannt, was da noch auf mich wartet.
Zur Sendung
44 Staffeln und mehr als 470 Folgen: 1980 begann die Produktion der ersten Staffel „Löwenzahn“. Am 4. Oktober 1981 wurde die Wissenssendung für Kinder zum ersten Mal im ZDF ausgestrahlt. Zum 45. Jubiläum feiert das ZDF am 1. Mai einen „Löwenzahn“-Tag. Neun Folgen „Löwenzahn“ und eine Folge „Löwenzähnchen“ sind dann ab 5.30 Uhr im ZDF zu sehen, darunter auch eine Erstausstrahlung.
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