Das Leben ist oft ungerecht. Vorbands, die den Support für den Star des Abends bestreiten, haben oft ein hartes Los. Mit viel Glück gibt es vom Publikum beim Ende des Auftritts einen höflichen Applaus. Doch die meisten Besucher, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen, sind froh, wenn der Support den letzten Akkord spielt und das eigentliche Event näherrückt. Selten jedoch wird eine Vorband so gefeiert wie nun im Spectrum. Allerdings stehen mit der Formation Cutting Crew drei Musiker auf der Bühne, für die das Wort Vorband eigentlich eine Beleidigung ist. Mit "Died in Your Arms" schrieb deren Sänger Nick van Eede einen Welthit, der 1986 auf Platz eins der amerikanischen Charts war und in sämtlichen Hitparaden Europas. Sogar Dschingis-Khan-Gründer Leslie Mandoki war unter den begeisterten Fans. Van Eede ist seit vielen Jahren auch Mitglied bei den Mandoki Soulmates.
Nachdem die Stimmung in der Location nach dem 45-minütigen Auftritt von Cutting Crew und neun ihrer Songs bereits bombastisch ist, hat Hauptact Maggie Reilly mit ihrer vierköpfigen Begleitband leichtes Spiel. Dabei verlief die Karriere der mittlerweile 68-Jährigen vielleicht nicht so steil, wie man es ihr zu Beginn zugetraut hätte. Doch dass sie am Anfang ihres Schaffens mit dem musikalischen Genie Mike Oldfield zusammenarbeiten durfte, war Segen und Fluch zugleich. Reilly war lange Zeit nur die, die für Oldfield den großen Hit Moonlight Shadow singen durfte. Dieses Label wurde ihr aber nie gerecht.
Maggie Reilly beweist im Spectrum Club, welche Kraft in ihr steckt
Reilly beweist auch im Spectrum, welche Kraft immer noch in ihr steckt und wie viel Kreativität in ihren eigenen Stücken. 1992 brachte die schottische Sängerin mit dem Album "Echoes" ein Werk auf den Popmarkt, das viel Beachtung fand. Die Auskoppelung "Everytime We Touch" wurde in Europa zu einem riesigen Erfolg. Einer ihrer Produzenten war damals Stefan Zauner, der ehemalige Sänger der Münchener Freiheit.
Reilly zeigt sämtliche Facetten ihres Könnens. Die Feuerzeuge schnellen hoch und eine Regenbogenfahne wird am Bühnenrand sichtbar, als Reilly unplugged mit ihrem Gitarristen David Corkery den Cindy Lauper-Hit "True Color" singt. Natürlich sind die Oldfield-Songs ein wichtiger Bestandteil des Konzerts. "Foreign Affair", "Family Man", "To France" und vor allem natürlich "Moonlight Shadow" bringen den Saal zum Brodeln.
Maggie Reilly und Cutting Crew - zwei große Acts an einem Abend
Rund 400 vorwiegend ältere Besucher sind äußerst textsicher. Reilly hält zwischendurch nur ihr Mikrofon ins Publikum und aus hunderten Kehlen kommt das: "carried away by the moonlight shadow". Unwillkürlich denkt man dabei an den großen Mike Oldfield und vor allem an "Tubular Bells" sein Meisterstück aus dem Jahr 1973. Irgendwann ist Oldfield auf die Bahamas verschwunden. Reilly hat selbst auch keinen Kontakt mehr. "Ich habe schon lange nichts mehr von Mike gehört. Viele Leute fragen mich immer wieder nach ihm. Er lebt auf der anderen Seite der Welt - und das ist wirklich schade, denn ich würde ihn gerne mal wiedersehen", hat sie kürzlich in einem Interview gesagt.
Durch Maggie Reilly gerät Oldfield jedoch nicht ganz in Vergessenheit. Aber wie schon erwähnt, Reillys eigenes Repertoire hat ebenfalls einiges zu bieten und vor allem ist sie stimmlich noch bestens in Form. Ob sanft vorgetragene Songs, wie das von ihr selbst geschriebene "In The Heat of The Night", oder das poppige "Listen to Your Heart." Die Fans im Spectrum bedanken sich am Ende mit großem Applaus. Maggie Reilly und zuvor Cutting Crew - zwei große Acts an einem Abend haben auch Seltenheitswert.
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